Aktuelles Rauhnächte Veranstaltungen

Die Magie der Rauhnächte – ihre Bedeutung und eine Anleitung für Rituale

von Claudia Fabrizyeine Anleitung, wie du die mystische Zeit zwischen den Jahren gestalten kannst – mit Rauhnächte-Ritualen, Räuchern, Innenschau, Naturerlebnis und Besinnung auf das Wesentliche. Mach es dir gemütlich und lass dich inspirieren!

Was bedeuten die Rauhnächte? 

Die Rauhnächte sind die 12 Nächte in der dunkelsten Zeit des Jahres um Weihnachten und Silvester. Das Konzept stammt aus dem europäischen Brauchtum und geht vermutlich zurück auf den germanischen Mondkalender. 

Für mich ist es eine Zeit mit einer besonderen mystischen Dimension. Die Grenze zwischen den Welten wird durchlässiger und ich tauche tiefer ein in mein Innenleben, in meine Seelenwelt. Es öffnet sich ein heiliger Raum, in dem ich noch inniger in Kontakt bin mit meiner Essenz, dem Wesentlichen. Ich lausche meiner inneren Stimme. Das, was ich an diesen Tagen erkenne, trage ich ins Neue Jahr. 

Wie sind die Rauhnächte entstanden? 

Die dunkle Zeit mit den kurzen Tageslichtphasen wurde von unseren bäuerlichen Vorfahren wohl als besonders eindrucksvoll, ja als gefährlich erlebt: Die Natur ist im Winterschlaf, das Essen wird knapp und es wird immer kälter. Abends rückt man dicht bei Kerzenschein zusammen, im Stall daneben das Vieh, die Arbeit ruht, man schöpft Kraft und verbindet sich noch tiefer mit der Natur. Haus und Hof werden geräuchert, Altes wird verabschiedet, man besinnt sich, orakelt und erzählt sich Geschichten, so wie jene: Draußen in der eisigen, schneebedeckten Landschaft geht die Wilde Jagd um, es ist die Zeit der Geister, die Zeit Odins und der Göttin Percht, auch Frau Holle genannt, Herrin der Rauhnächte, die mit ihren zwei Gesichtern für die Dualität des Lebens steht: Sonne und Teufel, Tag und Nacht, Fruchtbarkeit und Tod. Es ist die Zeit der dunklen, geheimnisvollen Kräfte.

Mythen, Märchen und Legenden sind ein Weg, um sich auf die Rauhnächte einzustimmen. Sie sprechen die Seele an und erreichen uns auf einer umfassenden inneren Ebene.  

Wenn man genauer hinsieht, erkennt man die Verbindung zum christlichen Weihnachten: das Licht kommt in die Dunkelheit, Jesus Christus wird geboren. Man schöpft Hoffnung, dass die Tage wieder länger werden, das Leben leichter und dass die Sonne an Kraft gewinnt. 

„Im Universum gibt es Dinge, die bekannt sind, und Dinge, die unbekannt sind, und dazwischen gibt es Türen.“ (William Blake)

Gibt es die Rauhnächte wirklich? Oder ist das esoterischer Unsinn? 

Und dann gibt es Zweifler, die darauf hinweisen, dass wir in aufgeklärten Zeiten leben und zauberhafte Geschichten uns ins Mittelalter zurück manövrieren. Die Hintergründe solcher Zweifel: lange Zeit wurden „heidnische Praktiken“ zunächst vom Christentum und dann von der Ratio der Moderne bekämpft. Mit dem Versuch, sogenannten Aberglauben ausmerzen, gingen leider auch wertvolle kulturelle Ressourcen verloren, die unser Leben mit Sinn erfüllen.

Heute können wir den Zauber der Rauhnächte mit einer aufgeklärten Haltung verbinden. Denn: Realitätssinn und Spiritualität schließen sich nicht gegenseitig aus. Es sind einfach zwei verschiedene Ebenen. Beide haben ihre Berechtigung und ihren Anwendungsbereich.

Wenn jemand fragt: „Gibt es die Rauhnächte wirklich?“ (ähnlich wie: „Gibt es Weihnachten oder das Christkind wirklich?“) erwidere ich: Solche Fragestellungen ergeben keinen Sinn. Sie entstehen, wenn man versucht, im Land der Seele wie ein Finanzbeamter zu denken – oder wie ein Muggel in der Zauberschule Hogwarts. Heilige Geschichten, Mythen, Märchen beschreiben die Welt aus einem anderen Blickwinkel. Das Land der Seele ist – wie Fantasie und Träume – nicht so fix und empirisch greifbar wie die materielle Welt, wo eindeutig klar ist: ein Baum ist ein Baum, weil der steht da und jeder sieht ihn. 

Sich für ein Erlebnis öffnen: Eine gute Geisteshaltung für die Rauhnächte

Ob wir im „Alltagsmodus“ oder im „Schamanenspace“ (im Land der Seele) sind, kommt auf den Bewusstseinszustand an: Im Alltagsleben sind wir oft hellwach, die Aufmerksamkeit richtet sich nach außen auf die greifbare, für alle sichtbare oder logisch erklärbare Welt. Wenn wir ins Land der Seele gleiten, sind wir in einer entspannten Trance, im Alpha-Zustand oder tiefer versunken. Unsere Aufmerksamkeit richtet sich ins Innere, wo wir Eingebungen empfangen. In diesem transzendenten Daseinsbereich denke ich wie eine Mystikerin und nicht wie ein Ingenieur. Es ist die Welt der inneren Bilder, Eingebungen und Visionen, die Welt der Metaphern, Geschichten und Symbole. Jener Lebensbereich, der intuitiv erfasst und gedeutet wird. 

Ich betrete das Land der Seele mit vollem Ernst – und immer auch mit einem Augenzwinkern

So auch in den Rauhnächten: Ich betrachte es als eine Zeit, in der ich ganz bewusst das aktiv tätige Alltagsleben bei Seite lasse und noch inniger mit meinem Inneren, mit dem Transzendenten in Kontakt bin, mit den übergreifenden Themen, die mein Leben mit einem Gefühl von Sinn erfüllen. 

Ich lasse mich auf ein Erlebnis ein. Und dazu möchte dich auch einladen: in den heiligen Erlebnis-Raum der Rauhnächte. Bewege dich darin, so wie es deinem Wesen entspricht!

Claudia Fabrizy beim Rauhnächte Retreat im Seminarhotel Kloster NaturSinne

Gibt es eine Anleitung für die Rauhnächte? 

Informationen über die diese magische Zeit und die alten Bräuche kann man in vielen Büchern finden. Ich gebe dir hier einige Hinweise aus meiner eigenen Erfahrung. Vor allem möchte ich dich dazu ermutigen, deiner Intuition zu vertrauen und deinen eigenen Weg zu finden, die Rauhnächte zu gestalten.

Die Rauhnächte im Hexenhäuschen oder bei einem Gruppen-Retreat verbringen?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Magie der Rauhnächte zu erleben. Ich kenne Menschen, die in einem einsamen Häuschen im Wald ganz für sich alleine einzigartige Erfahrung machten. Sie berichten von einer unglaublichen Tiefe, die in diesen Tagen entstanden ist, und sie erzählen von kraftvollen intuitiven Eingebungen. Einsiedelei ist natürlich nicht für jeden etwas. 

Je nach Persönlichkeitstyp oder Lebensphase braucht es ein anderes Setting. Ich selber leite immer wieder Rauhnächte Retreats am Rande der Alpen. In der Gruppe im Seminarhotel entsteht eine andere Atmosphäre als im Hexenhäuschen. Manches ist einfacher, anderes schwieriger. Ein gutes Leitungsteam bereitet den rituellen Raum vor, in dem du mit dem Heiligen in Kontakt kommen kannst. Du erhältst Anleitungen, Inspirationen, kannst an Workshops teilnehmen und dich austauschen. Der Tagesablauf und die Struktur sind vorgegeben, die Mahlzeiten stehen bereit und du musst dich einfach nur fallen lassen. 

Wichtig: In einem Gruppensetting solltest du gut darauf achten, bei dir und in deiner Mitte zu bleiben. Sonst kann es passieren, dass dich die Dynamik der Gruppe davon abhält, in deine Seelentiefe zu sinken. Du zelebrierst ja die Rauhnächte, um dich mal eine Zeitlang von den Beziehungsthemen und Konflikten deines Alltagslebens frei zu fühlen.  

Es gibt noch viele andere Möglichkeiten, die Rauhnächte zu gestalten. Zum Beispiel zu Hause als Paar oder im Kreis der Familie, oft in Verbindung mit dem Weihnachtsfest und einem besinnlichen Jahresübergang statt einem Party-Silvester. 

In den Körper und ins non-verbale Seelenleben eintauchen

Wobei ich gleich bei einem wesentlichen Punkt bin: die Rauhnächte sind ein Erlebnis, in das wir mit dem ganzen Körper und der Seele eintauchen. Wir leben nicht mehr unter den harten Bedingungen unserer Vorfahren, wo es galt, den Winter zu überstehen. Dafür haben wir andere Probleme: In unserer Zeit wird zu viel geredet und verbal gedacht. Viele sind gestresst und zerstreut. Um den Zauber der Rauhnächte zu erfahren, ist es wichtig, alle Konzepte und vorgefertigte Muster loszulassen. In die Stille, die Dunkelheit, den heiligen Raum einzutauchen und der Seele die Möglichkeit zu geben, das zu empfangen, was kommen will. Das ist der Kern der Mystik, das Wesen von Spiritualität. 

In meinen Rauhnächte Retreats gibt es daher immer körperorientierte, meditative Einheiten, in der nicht miteinander gesprochen wird und in der wir ganz ins sinnliche, intuitive Erleben kommen: mit Bewegungsmeditationen, stillen Meditationen, Gesang, Tanz, inneren Reisen, Yoga, Wandern im Schweigen, Visionssuche in der Natur und kreativen Ausdrucksformen.  

Schweige-Phasen helfen ungemein, ins Land der Seele zu gleiten, in den dichten, feinen, inneren Raum, in die Dunkelheit des Transzendenten, in der das neue Licht geboren wird. 

Die Kräfte der Natur erleben und ihre Schönheit auf sich wirken lassen

In den Rauhnächten sind mein Partner und ich viel draußen. Wir gehen Langlaufen ins Gebirge, machen ausgedehnte Spaziergänge und lassen die Natur auf uns wirken: die Sonne, die auf dem Schnee glitzert, den Rauhreif auf den Bäumen, Nebelstimmungen und den Geruch des Winters. Danach kuscheln wir uns am Kaminfeuer gemütlich mit einer Tasse Tee ein. Aus dem winterlichen Naturerlebnis mit der tief stehenden Sonne ist ja das Konzept der Rauhnächte überhaupt entstanden. Darauf basieren alle Rituale und Bedeutungen. Die Natur ist auch heute noch eine wichtige Quelle unserer Inspiration

Mir ist es wichtig, mich den Kräften der Natur auszusetzen und meinen Körper zu spüren. Ich powere mich gerne beim Wintersport aus und gehe in die Sauna.

Grenzerfahrung Eisbaden

Eine außergewöhnliche Grenzerfahrung, die sich ganz besonders für die Rauhnächte eignet, ist das Eisbaden verbunden mit Atemtechniken nach Wim Hof. Bei meinen Retreats hacken wir ein Loch in das Eis des großen Naturbadeteiches. Im eisigen Wasser den Sonnenaufgang auf sich wirken lassen – das regt die Lebenskräfte an und macht den Geist klar.

Selbstfürsorge, Erdung und eine spirituell selbstbestimmte Haltung

Bei allen spirituellen Zugängen und besonders in den Rauchnächte ist wichtig: mich zentrieren und nachspüren: Was tut mir wirklich gut? Brauche ich mehr Ruhe und Stille? Inspiration von außen? Welches Essen, welcher Tagesrhythmus tut mir gut? Wie steht es um meinen Schlaf? Die Träume? Welche spirituellen Zugänge entsprechen meinem Wesen?

Zur Selbstfürsorge gehört es, sich zu besinnen. In Besinnlichkeit steckt das Wort Sinne. Ich werde mir bewusst, wohin meine Aufmerksamkeit geht. Statt auf Autopilot durch die Welt zu laufen und mich zu zerstreuen, halte ich inne und gleite in meine Mitte, bin im Einklang, erde mich.

Erde ist ein dichtes, schweres, inertes Element. Deswegen eignet es sich so gut als Fundament. Erde ist nährend, regenerierend und beschützend. Erdend wirkt prinzipiell alles, was uns mit dem Körper und der sinnlichen Welt in Kontakt bringt: eine gute Mahlzeit, tief ein- und ausatmen, Handarbeit, Kochen und andere manuelle Tätigkeiten. Sich ins Bett einkuscheln, Umarmungen mit dem Liebsten, Massagen, Körperbehandlungen und Düfte regulieren das Erdelement. Kümmere dich um dein Heim und deine Kleidung, räume auf, schlafe dich aus, mach es dir gemütlich und schalte einen Gang zurück! 

Wenn man die Rauhnächte in einem Gruppen-Retreat verbringt, ist es besonders wichtig, gut für sich zu sorgen, um nicht aus dem Gleichgewicht zu kommen. Ich brauche zum Beispiel viel Zeit, um Eindrücke aus Gruppensituationen zu verarbeiten. Wenn ich dieses Bedürfnis übergehe, bekomme ich die Quittung in Form eines sozialen Katers – ich bin überreizt und erschöpft. Achte auf deine innere Stimme! Spüre in dich hinein und frage dich immer wieder: Wie geht es mir jetzt gerade? Passt das jetzt für mich? Ist das der richtige Zeitpunkt für die spirituelle Praxis X, das Ritual Y? Möchte ich da jetzt weiter dabei sein oder brauche ich Zeit für mich? 

Rauhnächte Rituale und ihre Bedeutung – Alte Bräuche oder der eigenen Intuition folgen? 

Die kurze Antwort: du kannst beides tun. Alte Bräuche können dich inspirieren und deine Intuition entscheidet, welche Rituale du wann und wie genau durchführen möchtest. Du kannst auch Rituale miteinander kombinieren, sie abändern oder deine eigenen kreieren. Dogmatik ist da meiner Ansicht nach fehl am Platz.

Rituale sind ein wesentlicher Bestandteil der Rauhnächte. Gemeint sind Handlungen, die wir mit einer bestimmten Absicht, innerer Verbundenheit und Achtsamkeit durchführen. Sie richten die Aufmerksamkeit auf etwas Bedeutungsvolles, vermitteln Sinn und geben Struktur. Rituale sind wie Brücken, die vom Alltäglichen zum Nicht-Alltäglichen führen. Sie können uns auf einer tiefen seelischen Ebene erreichen. 

Einfache Rituale und spezielle Rauhnächte-Rituale

Einfache Rituale im Alltag können sein: das Anzünden einer Kerze, ein Tagebuch führen, Karten ziehen, sich bei einem Waldspaziergang mit der Natur verbinden und meditieren.

Für die Rauhnächte gibt es bestimmte, teils alte Rituale und Bräuche wie: das Haus reinigen und räuchern, nicht arbeiten und keine Wäsche aufhängen (darin könnten sich die Geister verfangen), der Göttin Percht (Frau Holle) Gaben bereiten, die Perchtenläufe in den Alpenregionen, in die Stille gehen und nach Innen schauen, Träume deuten, das alte Jahr reflektieren und abschließen, Neues willkommen heißen und Wünsche an das neue Jahr richten, Orakeln, Blei gießen, Karten legen, die Zukunft deuten usw.

Vieles kann man recherchieren, nachlesen, von anderen lernen. Ich würde dir raten: informiere dich und dann folge deiner eigenen Intuition, deinem Gefühl. 

Bei mir ist es in den Rauhnächten jedes Mal ein bisschen anders. Manche Elemente bleiben gleich, andere ändern sich. Je nachdem, wie ich die Zeitqualität wahrnehme. 

Manches Mal verbringe ich die Rauhnächte zu zweit mit meinem Partner – eine stille, zurückgezogene Zeit, in der wir sehr für uns sind. Dann gestalte ich meine Rituale relativ spontan und intuitiv. Räuchern, Karten legen, Träume deuten, Visionen empfangen – diese Elemente sind immer mit dabei.

In manchen Jahren leite ich wie gesagt ein Rauhnächte Retreat und öffne einen heiligen Raum für andere. Den Ablauf plane ich im Voraus. Ich beziehe mich auf Bräuche und Rauhnächte-Rituale und folge den Eingebungen aus meinem Inneren. Daraus entsteht der Bogen der Woche, das Thema jeden Tages und das Programm. 

Vollmond Feuer im Seminarhaus Kloster NaturSinne

Zentrales Rauhnächte-Ritual: Altes Loslassen und Neues einladen

Ein zentrales Ritual, das sich durch die ganze Woche des Retreats zieht, hat zum Beispiel das Thema: „Altes Loslassen und Neues einladen“. Ich verbinde es mit einem Feuerritual. Zu Beginn des Retreats mache ich mit den Teilnehmenden eine innere Reise, in der sie in eine leichte Trance gehen und ins Land der Seele gleiten. Die Themen, die auf diese Weise erkannt werden, sind meistens bedeutungsvoller als mentale Einfälle eines Brainstormings. Sie kommen aus einer tieferen Schicht. Danach werden die Themen auf Zettelchen geschrieben: für jeden Tag des Retreats eine Sache die man loslassen und eine Sache die man einladen möchte. An jedem Abend werden zwei Zettel beim Feuerritual verbrannt.

Vorbereitung des Ablaufs und der heilige Raum, der zu mir spricht

Ich bereite den Ablauf und den heiligen Raum vor, räuchere, wähle Musik aus und stimme mich mit einer Meditation auf den Abend ein. Und dann, wenn ich im Raum stehe, spricht er zu mir. Er sagt mir zum Beispiel: heute wäre diese Musik gut! Diese Räuchermischung! Eine Rose in der Mitte! Es braucht mehr Stille! Bitte ein gedämpftes Licht und dafür mehr Kerzen! Dieser Text, dieses Gedicht wäre für die Stimmung heute passend!

Wenn alles fertig ist, bitte ich alle Teilnehmenden in den Raum. Es wird nicht untereinander geredet. Zu Beginn gibt es eine sanfte Bewegungsmeditation mit Musik. Dann setzen wir uns auf die Kissen, die im Kreis angeordnet sind, und ich leite eine Meditation an: die Aufmerksamkeit bündelt sich auf die inneren Bewegungen des Loslassens und des Einladens. Sobald ich merke, dass die Stimmung im Raum sich verändert, wenn sie besinnlich und getragen wird, lasse ich berührende Musik durch den Raum klingen. Vor mir steht eine Feuerschale. Ich bin die erste, die ihre zwei Zettel anzündet und verbrennt. Danach gebe ich die Feuerschale im Kreis herum. Zum Abschluss gibt es noch eine stille Meditation, jeder für sich. 

So gehe ich vor, wenn ich ein Rauhnächte Retreat leite: Ich verbinde alte Bräuche mit meinen eigenen intuitiven Eingebungen. Und auch dir würde ich raten: Lausche auf deine innere Stimme und den Raum! 

Claudia Fabrizy Rauhnächte Retreat im Seminarhotel NaturSinne am Rande der Alpen

Keine Scheu vor neuen Erfahrungen: Aus Fehlern lernen wir

Wir lernen aus Erfahrung. Gerade durch meine Fehler habe ich mich nicht nur in meinen Fähigkeiten weiterentwickelt, sondern mein Selbstvertrauen als Zeremonienmeisterin wuchs. 

Es geschah bei meinem zweiten Rauhnächte Retreat, als ich das Feuerritual zum ersten Mal mit einer größeren Gruppe durchführte. Alles war bisher gut verlaufen, die Stimmung war besinnlich, nur: der Zeitplan war falsch! Als die Feuerschale etwa bei der dritten Person angelangt war, merkte ich: das dauert viel zu lang! Bei dem Tempo würden wir morgen noch da sitzen. Ich beschloss: eine zweite Schale muss her und sie muss von der anderen Seite durchgehen. Lange Rede, kurzer Sinn: ein Desaster. Die erste Schale war zu klein, die zweite nicht feuerfest, erst die dritte stellte sich als passend heraus. Die ganze Runde kicherte. Die Stimmung war völlig verändert. Alle waren aus ihrer Versenkung herausgerissen. Das Gute war: Ich wusste nun ganz genau, wie dieses Ritual in einer größeren Gruppe funktioniert. In den darauf folgenden Tagen erlebten wir wunderbare Ritualabende. Sie wurden zum Herzstück des Retreats.

Auch wenn du alleine oder im intimen Kreis die Rauhnächte begehst, kann es sein, dass einiges nicht so läuft, wie du es dir vorgestellt hast. Vielleicht hast du das Gefühl, ein Ritual funktioniert nicht oder ist irgendwie nichtssagend. Bitte lass dich davon nicht entmutigen! Niederlagen sind Teil des Prozesses. Wenn die Räucherkohle nicht brennen will, wenn die besinnliche Stimmung sich nicht einstellen will, wenn es anders läuft als geplant: atme tief durch, besinne dich auf deine Mitte und begib dich wieder in den Fluss. Erinnere dich: alle spirituellen Formen, die wir erschaffen, entstehen und vergehen. Jeden Tag haben wir wieder die Gelegenheit, es so gut wie möglich zu machen. Wichtig ist, sich nicht davon abhalten zu lassen, neue Dinge auszuprobieren, zu lernen und zu wachsen. 

Das Herzstück der Rauhnächte: Innenschau, Vision, Träume deuten und Orakeln

Wenn ich eines nennen müsste, das die Rauhnächte im Kern ausmacht, dann dieses: nach Innen schauen und Eingebungen empfangen. 

Der Zugang ist immer ähnlich: in Trance gehen und in den inneren Raum sinken, in jenen Daseinsbereich, wo Eingebungen, Bilder, Visionen empfangen werden können. 

Was ist Trance? In Trance ist man tief entspannt, der logisch-reflektierende Verstand ruht, die Aufmerksamkeit ist fokussiert und schwebend, die Wahrnehmung richtet sich nach innen, das Zeitempfinden ist verändert, man geht auf ins innere Erleben, mit einer Haltung der Selbstvergessenheit und Unvoreingenommenheit. Trancezustände leiten uns ins Land der Seele. Das ist in schamanischen Traditionen bekannt und auch moderne Hypnosetechniken beschreiben diesen Vorgang. 

Wie mühelos wir in Trance gehen und nach Innen sehen, ist individuell unterschiedlich. Manche gelangen von Natur aus leicht in Trance und haben ein intensives Innenleben. Jene, die von Haus aus extrovertierter sind und den Blick automatisch stets in die „reale“ Welt hinaus richten, tun sich erfahrungsgemäß schwerer mit Trance und Innenschau. 

Innenschau und Divination kann auf vielerlei Weise geschehen:

  • Eine innere Reise, in der ich dem Strom aus inneren Bildern folge wie in einem Film.
  • Eine angeleitete innere Reise, bei der mich jemand anderer mit seiner Stimme oder eine Trommel durch mein Inneres führt.
  • Während einer Bewegungsmeditation, einer stillen Meditation oder dem Gebet in einer Kirche, wenn ich mit dem Heiligen in Kontakt komme.
  • Bedeutsame Träume, die ich aufschreibe und deute.
  • Orakeln mit Tarokarten, anderen Kartensets, Runen, Bleigießen, Kaffeesatz lesen…
  • Eingebungen, die ich bei einer Visionssuche in der Natur erhalte: die Form eines Steines, der Flug eines Vogels, der Wald usw., spricht zu mir.
  • Ich besinne mich und verbinde mich mit meinen Wünschen, die aus der Seelentiefe aufsteigen.
  • Automatisches Schreiben aus einer Trance heraus; Journaling / Tagebuch schreiben.

Räuchern mit Kräutern und Harzen

Was in den Rauhnächten nicht fehlen darf, ist natürlich das Räucherwerk. Es dient dazu, das Haus und Räume zu reinigen, Unerwünschtes zu vertreiben und Erwünschtes einzuladen, eine sinnlich ansprechende Atmosphäre zu schaffen, Rituale zu begleiten, heilige Räume einzuweihen, Innenschau und Meditationen einzuleiten…

Düfte sprechen uns auf einer grundlegenden sinnlichen Ebene an. Wenn ich einen Raum betrete, der schön geschmückt ist und in dem geräuchert wurde, tauche ich wie von selbst in eine zauberhafte Stimmung ein. Viel einfacher als durch Worte!

Ich verwende gerne Weihrauch und Myrre, besonders der Rosenweihrauch hat es mir angetan. Sandelholz ist mir auch sehr lieb. Und nicht zu vergessen die heimischen Harze und Kräuter wie Tannen- oder Kiefernharz, Zirbe, Wacholder, Beifuß, und vieles mehr. Du kannst Räuchermischungen selbst herstellen oder fertig kaufen. 

Was brauche ich zum Räuchern?

Zum Räuchern benötigst du entweder eine Räucherschale mit Sand und Räucherkohle (für Harze gut geeignet), eine Räucherpfanne oder ein Räucherstövchen mit Sieb (gut für feine Kräuter geeignet). Manche Kräuter werden zu einem Bündel zusammengebunden und direkt angezündet, zum Beispiel weißer Salbei, Beifuß oder andere langstielige Kräuter. Wenn es schnell und unkompliziert gehen soll, ist das Räucherstäbchen eine gute Option. Wichtig ist nur darauf zu achten, dass es zu 100% aus Naturmaterial besteht, zum Beispiel aus Sandelholz. Parfümierte Stäbchen würde ich nicht empfehlen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert